Hamburg (ots) – Im Alter von sieben Jahren durfte Ndaba Mandela das erste Mal seinen Großvater besuchen – Nelson Mandela saß damals noch im Gefängnis. Als er zwölf Jahre alt war, kandidierte sein Großvater als Präsident und Ndaba zog zu ihm. Viel seiner Weisheit gab Nelson Mandela an seinen Enkel weiter. In Happinez (EVT 12.07.) erzählt er von ihrer gemeinsamen Zeit und gibt weiter, was sein Großvater ihn lehrte.
„Ich bin – weil wir sind. Das ist unser afrikanischer Glaube.“ „Morgens, wenn wir gemeinsam Sport machten, fühlte ich mich ihm besonders nah. Er zeigte mir den Umgang mit dem Medizinball, brachte mir seine Lieblingsübungen bei. Er war fast achtzig. Aber ich hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten“, so Ndaba Mandela. „Großvater brachte mir seine Weise zu leben, fühlen, zu denken nahe – und machte sie zu meiner. „Ubuntu“: Ich bin – weil wir sind. Das ist unser afrikanischer Glaube. Großvater erklärte es mir so: ‚Ubuntu ist, wenn ein Fremder in dein Dorf kommt und nicht um Essen und Trinken bitten muss.‘ Es geht nicht allein ums Teilen. Vielmehr um Nächstenliebe und Gemeinschaftssinn. Die Wünsche, Gedanken und Gefühle des anderen wahrzunehmen. Und sich dessen bewusst zu werden, dass wir alle miteinander verbunden sind. Niemand ist eine Insel.“
Sein Großvater lehrte ihn, ihr Land und die weite Welt wahrzunehmen. „Wir lasen zusammen die Zeitung. Acht, mindestens. Nicht die Sportseiten oder die Comics – wir studierten alles vom Anfang bis zum Ende. Gelegentlich wies mich Großvater auf einen Bericht hin oder kommentierte ihn, indem er begeistert zustimmte oder vehement widersprach. Er erwartete kein Kopfnicken, sondern Hinsehen, wahrhaftiges Hinsehen. Denn die Blume, die immer blüht, die übersiehst du leicht. Er ermunterte mich zum Hinterfragen, zum kritischen Denken.“
„Groß bist du nicht, weil du behauptest, groß zu sein.“ Eine andere Weisheit die Ndaba von seinem Großvater lernte, ist folgende: „Groß bist du nicht, weil du behauptest, groß zu sein. Sondern wenn du deiner Stärken und deiner Schwächen gewahr wirst – und denen des anderen.“ Wodurch das gelingt? „Großvaters Antwort war Mitgefühl. Unendliches Mitgefühl. Mit mir UND dem anderen. Mitgefühl, das alles überrollt wie ein Hippo – selbst jeglichen Hass.“ Doch was ist, wenn die Verbitterung im Weg steht? „Wut, Enttäuschung, Verletztsein – all diese Gefühle haben ihre Berechtigung, lernte ich von ihm. Aber wir müssen uns ihnen unbedingt stellen und sie irgendwann loslassen. Erst dann können wir vergeben. Was keineswegs bedeutet: zu vergessen. Rachegelüste schwärzen unsere Seele. Verzeihen schenkt ihr Licht. Großvater wusste, wie unfassbar schwer diese inneren Kämpfe sind. Es gab viele dunkle Stunden, in denen sein Glaube an das Gute auf eine harte Probe gestellt wurde. Was ihm half war, sein Gesicht immer wieder der Sonne zuzuwenden.“